DAMM GALVANIK

Damm Galvanik setzt auf neues ERP-System

Zwei Kriterien hatten für den Metallveredler Damm Galvanik bei der Wahl eines neuen ERP-Systems oberste Priorität: Die Softwarelösung sollte funktional auf die speziellen Anforderungen der Oberflächenbeschichtung ausgerichtet sein und die für unternehmerische Entscheidungen erforderlichen Informationen bereithalten – jederzeit und auf Knopfdruck. Seit Januar 2012 ist das System im Live-Betrieb.

Die im sauerländischen Attendorn ansässige Reinhold Damm Galvanik GmbH & Co. KG hat sich auf Metallveredelung im Trommelverfahren spezialisiert. Das Angebot des Lohnbeschichters reicht von der Galvanisierung großvolumiger Fertigungsteile bis zur Verzinkung und Passivierung großer Mengen an Kleinteilen. Seit der Neuerrichtung der kompletten Fertigungshalle im Herbst 2010 sind bei dem Metallveredler zwei parallel laufende, hochmoderne Galvanisieranlagen im Einsatz.

„Früher standen kurze Durchlaufzeiten und hohe Qualität in einem gewissen Widerspruch. Mit den beiden vollautomatischen Anlagen erreichen wir einen erheblichen Geschwindigkeits- und Kostenvorteil, der keinen Verlust an Qualität bedeutet“, erklärt Geschäftsführer Mario Damm. Und fügt hinzu: „Doch auch die Prozessorganisation muss exakt stimmen. Schließlich möchte man im Warenausgang, im Lager oder der Logistik nicht die Zeit verlieren, die man in der Fertigung gerade gut gemacht hat.“

Die bisherige Betriebsführungssoftware war speziell für das Unternehmen entwickelt worden. Sie bildete die Fertigungsbedingungen bei Damm relativ präzise ab, konnte aber mit den zunehmenden Datenmengen und Modifikationen nicht mehr mitwachsen und bot darüber hinaus nur grundlegende Auswertungsmöglichkeiten. Genau das Monitoring aber liegt dem Geschäftsführer besonders am Herzen: „Um unternehmerisch handeln zu können, benötige ich verlässliche Informationen. Von einer Betriebsführungssoftware erwarte ich, dass ich genau diese Transparenz bekomme.“

ERP-System ohne Anpassungsbedarf

Ziel war es, als Nachfolgelösung ein in der Branche bewährtes ERP-System zu finden, das ohne großen Anpassungsbedarf die besonderen Prozesse des Lohnbeschichters funktionell unterstützt. Insbesondere in der Fertigungsplanung, dem Qualitätsmanagement, der Lagerwirtschaft sowie im Reklamationsmanagement sollte die neue Lösung stark aufgestellt sein. Um den Datenfluss durchgehend zu gestalten, sollten darüber hinaus Anbindungen an die beiden Galvanisieranlagen und die Finanzbuchhaltung möglich sein. Eine weitere Hauptanforderung galt der Informationsbeschaffung und Auskunftsbereitschaft. Die neue ERP-Lösung sollte die Erlösverteilung auf beiden Anlagen dokumentieren und für Kunden erforderliche Informationen beispielsweise zum aktuellen Auftragsstand oder Prüfergebnissen automatisch bereithalten.

Über Gespräche mit anderen Lohnbeschichtern stieß Damm Galvanik im Sommer 2011 auf den Karlsruher ERP-Hersteller Softec AG. Das Unternehmen ist bereits seit 1988 auf ERP-Lösungen für die Oberflächenbeschichtung spezialisiert. Die von Softec entwickelte ERP-Lösung OMNITEC ist derzeit bei 120 Oberflächenbeschichtern im Einsatz. „Für mich hat sich in den Gesprächen herausgestellt, dass nicht nur die Software für meinen Betrieb geeignet ist, sondern dass auch meine Geschäftspartner wussten, wovon sie sprachen und vor allem: wovon ich sprach. Das war mir wichtig, denn schließlich wollte ich die Softwareeinführung schnell durchziehen“, begründet Mario Damm seine Entscheidung.

Kurze Implementierungszeit

Am 22. November wurde OMNITEC installiert und ging am 2. Januar 2012 in Live-Betrieb. Die nicht einmal sechs Wochen in der Testumgebung wurden genutzt, um die ERP-Lösung auf die von Damm geforderten Anforderungen zu konfigurieren, mit den bereinigten Daten aus dem Altsystem zu bespielen, alle Anbindungen zu realisieren und die Mitarbeiter ihrem Rechteprofil entsprechend im System zu schulen. Dieser enge Zeitplan konnte eingehalten werden, weil OMNITEC bereits im Standard die Funktionalitäten enthält, die der Metallveredler benötigte. Individuelle Anpassungen konnten praktisch ausschließlich über die Konfiguration gelöst werden.

Automatisierte Fertigungsplanung

Im Zentrum des neuen Systems steht die enge Verzahnung von Stammdatenverwaltung und Fertigungsplanung. Alle für die Oberflächenbeschichtung relevanten Daten wie Verfahren, Normen und QS-Vorschriften, Packmittelangaben, Leergutverwaltung oder Lagerbedarfe werden von Anfang an berücksichtigt. So ist sichergestellt, dass die Fertigung reibungslos und damit schnell ablaufen kann.

Je enger die Termine, desto wichtiger werden auch automatische Optimierungsverfahren. Bei Damm berechnet das ERP-System unter Berücksichtigung der Auftragsdaten, des Kundenwunschtermins oder einer vereinbarten Durchlaufzeit, wie ein Auftrag die Anlagen belegt und plant ihn automatisch ein. Nur bei Engpässen greift der Disponent ein. Über die Anbindung der Lagerwirtschaft überprüft das Programm, ob alle Materialien verfügbar sind und wo es zu Störungen kommen könnte. Alle Daten werden anschließend automatisiert per Betriebsauftrag an die Fertigung übergeben. Der Auftrag wird über die Betriebsdatenerfassung bis zur Auslieferung verfolgt. Sobald ein Auftrag fertiggestellt ist, erzeugt das System automatisch den Lieferschein und die für alle Lieferbehälter erforderlichen VDA-Labels.

Gesicherte Informationsgrundlage

Die Betriebsdatenerfassung unterstützt nicht nur die termingerechte Fertigstellung eines Auftrags, sondern liefert auch wichtige Informationen für betriebsinterne Auswertungen und die Auskunftsbereitschaft gegenüber Kunden. Bei Damm werden mit der neuen Lösung Produktionszeiten und -mengen fertigungsbegleitend erfasst. Mario Damm schätzt vor allem die Planungssicherheit, die das neue System bietet: „Meine Kunden können ihren Lkw eigentlich schon losschicken, wenn die Artikel noch in der Produktion sind. Denn ich kann ihnen mit der neuen Lösung genau sagen, wann alles fertig ist. Das spart bei dringenden Aufträgen wertvolle Zeit.“ Doch Damm nutzt die Betriebsdatenerfassung auch für eigene Auswertungen. So prüft er beispielsweise regelmäßig die Erlösverteilung seiner alternativ zum Einsatz kommenden Anlagen.

Integrierte Qualitätssicherung

Als Lohnfertiger für die Automotive-Industrie gehören bei Damm hohe Anforderungen an das Qualitätsmanagement zum Tagesgeschäft. Das Unternehmen ist gemäß DIN ISO 9001 und VDA 6.1 mehrfach zertifiziert. So lag es im Interesse des Metallveredlers, das in OMNITEC voll integrierte Qualitätsmanagement von Anfang an aktiv zu nutzen. Bei Damm sind die mit den Kunden vereinbarten Qualitätsprüfungen in Form von Prüfplänen detailliert für alle Artikel im ERP-System hinterlegt. Sie werden automatisch als Vorgaben in die Qualitätskontrolle gegeben. QM-Mitarbeiter dokumentieren ihre Ergebnisse aus Schichtdickenmessungen, Schwefeldioxid- oder Salznebelsprühtests direkt im System, wo sie auf Vollständigkeit geprüft und schließlich in Form von Prüfprotokollen mit dem Lieferschein ausgedruckt werden. Das Unternehmen steuert auch seine Prüfmittelwartung mit OMNITEC: Das ERP-System terminiert und dokumentiert die monatliche Wartung der Messgeräte und erinnert an das jährliche Einschicken des Prüfnormals.

Soll erfüllt? Diese Frage wird von Damm mit einem eindeutigen Ja beantwortet. Mit der neuen ERP-Software sind die Prozesse präziser und transparenter geworden. Dies wirkt sich nicht nur positiv auf die Kundenzufriedenheit und die Effizienz aus. Auch der Handlungsspielraum zum Regulieren und Eingreifen ist größer geworden. „Das System bietet mir einen glasklaren Durchblick“, stellt Mario Damm abschließend fest. „Ich sehe auf Knopfdruck, welche Tonnage gefertigt wurde, ob es Engpässe in der Fertigung gibt, wie meine Lagerbestände sind, welchen Umsatz ein Artikel gemacht oder ob es Reklamationen gegeben hat. Wenn ich möchte, sogar von unterwegs von meinem iPhone aus. So habe ich die Sicherheit, jederzeit in die Fertigungsplanung eingreifen zu können – und das ist in meinem von Zeitdruck geprägten Tagesgeschäft einfach enorm hilfreich.“

Erschienen in JOT 5/ 2012