Drollinger Metallveredelungswerke GmbH

Kurze Durchlaufzeiten trotz komplexer Beschichtungsverfahren

Die Drollinger Metallveredelungswerke GmbH ist eine breit aufgestellte Lohngalvanik. Neben Aluminiumveredelung, insbesondere Schwarzchrom, beschichtet das Unternehmen sämtliche metallische Grundmaterialien und hat sich als Edelmetallgalvanik einen Namen gemacht.

Bei 35 verschiedenen Vorbehandlungs- und Galvanisierungsprogrammen ist neben Beratungskompetenz auch konsequentes Verfahrensmanagement gefragt. Verfahrensvielfalt sichert den Kunden anforderungsgenaue Bearbeitung; das Lohnunternehmen ist jedoch vor die Herausforderung gestellt, Qualität, kurze Durchlaufzeit und Kosteneffizienz zusammenzuführen. Das in Birkenfeld bei Pforzheim angesiedelte Unternehmen hat sich zu diesem Zweck mit einem ERP-System neu aufgestellt.

1966 gegründet, setzt Drollinger Metallveredelungswerke GmbH seit den 80er Jahren auf ein breit angelegtes Verfahrensspektrum. „Wir verkaufen nicht nur Dienstleistung, sondern auch unsere Fachkompetenz. Gemeinsam mit unseren Kunden erfassen wir deren Bedürfnisse und definieren die dafür benötigten Bearbeitungsverfahren. Ziel ist es, die optimale Beschichtung für jedes Kundenprojekt zu finden – hierfür müssen dann auch die geeigneten Verfahren und Maschinen zur Verfügung stehen“, erläutert Dr. Grischa Norman Drollinger, Geschäftsführender Gesellschafter, die strategische Ausrichtung auf ein großes Verfahrensangebot. Die Lohngalvanik hat neben zwei vollautomatischen Anlagen auch Handanlagen im Einsatz. Ein Technikum mit 20l- und 50l-Bädern steht für Tests und Prototypen zur Verfügung. Wärmebehandlung, eine Strahlanlage und der firmeneigene Gestellbau ergänzen das Angebotsspektrum. Eine weitere Fertigungshalle mit 2000 Quadratmetern zusätzlicher Fertigungsfläche befindet sich im Bau.
Für die Unternehmensleitung stand 2015 fest, dass der Ausbau in der Fertigung durch eine systemtechnische Umstellung begleitet werden muss. Die bisherige, nicht branchenspezifische ERP-Systemlösung machte zahlreiche manuelle Anpassungen und „Workarounds“ in der Auftragsabwicklung erforderlich, um die besonderen Anforderungen einer Lohngalvanik beispielsweise bei Stammdaten, Verfahren und Preisbildung umzusetzen.
Dementsprechend kritisch prüfte das Unternehmen die Branchentauglichkeit der am Auswahlverfahren beteiligten Softwarelösungen sowie die Branchenkompetenz der IT-Anbieter. „Oft genug stießen wir auf die Aussage ‚können wir machen‘, wenn es konkrete Anforderungen ging. Für uns bedeutete dies aber: Planungsunsicherheit hinsichtlich Kosten, Zeit und des Engagements, das unsererseits erbracht werden müsste, um den Knowhow-Transfer sicherzustellen. Nur von einem Anbieter hörten wir: ‚ist schon drin‘.“ Das Unternehmen entschied sich im Frühjahr 2016 für die ERP-Lösung OMNITEC.

Als reine Branchenlösung für die Oberflächenbranche erfüllt das ERP-System des Karlsruher Softwareanbieters Softec AG die gewünschte Funktionalität von Drollinger bereits im Standard. Für den Einführungsprozess war der Unternehmensleitung außerdem wichtig, dass alle am Projekt Beteiligten über Branchenkompetenz verfügten, so dass der Wissenstransfer auf die besonderen Anforderungen des Unternehmens beschränkt war. Als Go live Termin wurde der Jahresbeginn 2016 anvisiert.

Schlanke Auftragsabwicklung

„Kernaufgabe für unseren Kunden Drollinger war es, die Auftragsabwicklung trotz Verfahrensvielfalt schlank zu gestalten, so dass Aufträge sich auch kaufmännisch schnell abwickeln lassen. Wer kurze Durchlaufzeiten hat, möchte keine Zeit in der Verwaltung verlieren“, umreißt Softec Projektleiter Max Gaus die Projektausrichtung.
Im ERP-Programm laufen viele Prozesse automatisiert ab und halten dadurch den Verwaltungsaufwand gering. Der Großteil der benötigten Daten liegt im System vor und muss nicht umständlich aus Parallelsystemen bezogen werden. Betriebsaufträge, EMPBs, Warenanhänger, VDA4902-Etiketten, Kommissionsaufträge, Einzel- und Sammellieferscheine, Rechnungen, Mahnungen und Angebote werden automatisiert erstellt. Auch die schnelle Auftragserfassung im ERP-Programm kam Drollinger entgegen. Über die Sonderfunktion „Auftrag mit Anlieferung“ wird beim Buchen des Auftrags gleich eine Anlieferung mit erzeugt. Bis die Ware in der Fertigung ist, liegt dort auch der Betriebsauftrag mit allen Arbeitsschritten und entsprechenden Bearbeitungshinweisen vor.

Drollinger Metallveredelungswerke GmbH nutzte den Systemwechsel, um den eigenen Datenbestand grundlegend zu bereinigen. Im vorkonfigurierten Testsystem wurde zunächst die Datenstruktur der Stammdaten definiert. Neben Kunden- und Artikelstammdaten sowie dem neuen Preisbaum stand auch die Anlage der 35 Verfahren im Vordergrund.
In der ERP-Lösung OMNITEC sind Verfahren im Technologiemanagement der Software verankert und eng mit Anlagen, Artikeln und Normen vernetzt. Master-Verfahren definieren,  aus welchen Teilschritten ein Verfahren besteht, an welchen Fertigungsstellen – Trommelanlage, Gestellanlage, Hand-Kabine  – es bedient und zu welchen Konditionen es angeboten werden kann. Kommt ein neuer Artikel in die Auftragsabwicklung, müssen diesem nur noch die entsprechenden Verfahren zugeordnet werden. Das Programm hält über die Verknüpfung von Artikeln und Verfahren alle Informationen bereits bereit und plant auch die Lagerentnahmen entsprechend ein. Zeitaufwändige Rückfragen an den Fertigungsleiter gingen seit Einführung deutlich zurück.

Datenverfügbarkeit zu Controllingzwecken

Weiteres Ziel der Softwareeinführung war, Brüche im Datenfluss so weit als möglich zu vermeiden und den konsolidierten Datenbestand zu Dokumentations- und Controllingzwecken zu nutzen. Viele Kunden des Unternehmens, insbesondere aus Luftfahrt, Maschinenbau und Forschung, stellen hohe Ansprüche an Prozess- und Qualitätsdokumentation. Diese erfolgt bei Drollinger konsequent im ERP-System. Das Programm verfügt über eine moderne Nutzerführung, bei der aus jedem Datensatz heraus durch einfaches Anklicken in einen weiteren, damit zusammenhängenden Datensatz gewechselt werden kann. Dies ermöglicht einen schnellen Zugriff auf Informationen im Nachfragefall. Schließlich stehen der Unternehmensleitung im ERP-System auch die für wirtschaftliche Entscheidungen benötigten Kennzahlen zur Verfügung: Mehr als 20 Infocenter halten Informationen zu Aufträgen, fakturierten und prognostizierten Umsätzen, Reklamationsständen, Lagerbeständen, offenen Forderungen oder Termintreue etc. bereit.

Seit Januar 2016 setzt das Unternehmen die ERP-Software im Livebetrieb ein. Für die Datenbereinigung mussten unternehmensintern Ressourcen bereitgestellt werden, was zeitlich begrenzt für einige Mitarbeiter eine Mehrbelastung bedeutete. Allerdings war der Mehrwert einer gut gepflegten Datenbasis in einem einheitlichen System für alle Beteiligten frühzeitig spürbar: Der Zeitaufwand für das Suchen, Verifizieren und Zusammenstellen von Informationen ging massiv zurück. Rückblickend bewertet die Unternehmensleitung die eigenen Aufwände im Softwareprojekt als vergleichbar niedrig. Individualentwicklungen waren nicht erforderlich und für das Customizing musste kein großer Wissenstransfer stattfinden. „Als mittelständisches Unternehmen haben wir einen mittelständischen Partner gefunden, der für uns erreichbar ist, bei dem die Entscheidungswege kurz sind und der fachlich gesehen dieselbe Sprache spricht. Für das Gelingen eines IT-Projektes ist dies schon die halbe Miete.“

Drollinger Metallveredelungswerke GmbH

Die Drollinger Metallveredelungswerke GmbH mit Sitz in Birkenfeld bei Pforzheim bietet hochwertige Aluminiumveredelung – Nickel, Chrom, Zinn, Kupfer – und hat sich insbesondere im Bereich Schwarzchrom einen Namen in der optischen Industrie, im Automotive und in der Grundlagenforschung gemacht. Der firmeneigene Gestellbau sowie ein umfassendes QM mit eigenen Laboren gewährleisten hohe Prozesssicherheit und dauerhaft reproduzierbare Qualität im Veredelungsprozess. Das Unternehmen ist nach DIN EN ISO 9001: 2008 zertifiziert. Im September feiert die Lohngalvanik ihr 50jähriges Firmenjubiläum. Zum Jahresende wird eine neue Fertigungshalle mit zusätzlich 2000 Quadratmetern Produktionskapazität fertiggestellt sein. http://www.drollinger.com

Der Beitrag ist erschienen in: Aluminium Praxis 9 /2016