Im fränkischen Zirndorf steht seit Januar 2015 die erste Bandgalvanik in Bayern, die in Lohn beschichtet. Die Reklamationsrate geht gegen Null, denn Qualität hat hier höchste Priorität.
Dabei setzt das Unternehmen auf zwei Trümpfe: auf ein hohes Ausbildungsniveau der Mitarbeiter und auf ein ERP-System, das detaillierte Arbeitsanweisungen bereithält und Qualitätsdokumentation unterstützt.
Die Heid Metallveredelung GmbH & Co. KG ist ein Traditionsbetrieb. Das Unternehmen wurde 1952 gegründet und wird heute in der dritten Generation von Florian Heid gemeinsam mit seinem Vater Ludwig geführt. Durch den Bau der neuen Produktionsanlage auf 750 Quadratmetern Produktionsfläche hat das Unternehmen, das ursprünglich als reine Trommelgalvanik gestartet war, sein Verfahrensspektrum deutlich erweitert. In der hochmodernen Anlage wurden die Beschichtungsverfahren zudem massiv beschleunigt.
Deutschlandweit gibt es nur wenige Lohnbeschichter, die Beschichtung über Bandgalvanik anbieten. Bei Heid Metallveredelung laufen vorwiegend Buntmetallbänder oder partiell zu beschichtende Stanzgitter durch die Bandanlage. Dabei werden Kupfer, Nickel, Zinn, Silber und Gold abgeschieden.
Beschichtet werden vorwiegend stromleitende, oftmals filigrane Bauteile für Elektronik und Automotive, die höchsten Qualitätsanforderungen genügen müssen. Das Unternehmen hat sich systematisch auf die neuen Herausforderungen an Qualität und Dokumentation vorbereitet. Mit Erfolg: Mit einer gegen Null gehenden Reklamationsrate im ersten Jahr seit Inbetriebnahme sind die gestellten Qualitätsziele voll erfüllt worden. Die Geschäftsführung von Heid Metallveredelung führt dies auf zwei entscheidende Faktoren zurück: auf den konsequenten Einsatz hochqualifizierter Mitarbeiter und auf eine softwaregestützte Qualitätssicherung bereits in der Arbeitsvorbereitung, aber auch in Kontrolle und Dokumentation.
So sind von zwanzig Mitarbeitern in der Fertigung sieben als Galvaniseure ausgebildet, drei langjährig erfahrene Meister und vier Galvanotechniker. „Dass wir trotz Fachkräftemangel auf eine solche hochqualifizierte Mannschaft setzen können, ist Resultat unserer Ausbildungs- und Personalpolitik“, ist sich Geschäftsführer Florian Heid sicher. Auch die Qualifizierung an der neuen Anlage wurde bereits in der Testphase intensiv vorangetrieben, um von Anfang an hohe Beschichtungsqualität bieten zu können.
EPR-System stützt Qualitätsoffensive
Neben der Leistungsfähigkeit und Präzision der neuen Anlage und der Mitarbeiterqualifikation fußt das Qualitätskonzept des fränkischen Lohnbeschichters auf einer softwareseitigen Neuaufstellung. Heid Metallveredelung hat im vergangenen Jahr ein neues ERP-System eingeführt, das insbesondere die Auftragsabwicklung, Arbeitsvorbereitung und Dokumentation des Unternehmens vorangebracht hat. Zum Einsatz kommt die ERP-Lösung OMNITEC der Karlsruher Softec AG, die speziell für Lohnbeschichter entwickelt wurde. Anforderungen der Branche beispielsweise an Verfahrensschritte, Beschichtungskennzahlen, Normen, QS-Vorschriften, Flächenberechnung, Verwaltung von Edelmetallen etc. sind in diesem Programm standardmäßig berücksichtigt.
Bei Heid Metallveredelung werden bereits bei der Auftragserfassung die oft komplexen Bearbeitungsvorgaben im ERP-System hinterlegt. Das Programm führt auf dem Betriebsauftrag die Informationen zusammen, die die Werker für eine sachgemäße Beschichtung des Artikels benötigen. Auch Skizzen oder Fotos der zu bearbeitenden Teile werden auf dem Betriebsauftrag mit ausgedruckt. Gerade bei der partiellen Beschichtung filigraner Stanzgitter wird so sichergestellt, dass den Galvaniseuren alle Informationen für eine qualitätsgesicherte Bearbeitung zur Verfügung stehen – seien es konkrete Hinweise wie zum Beispiel „auf Wickelrichtung achten!“ oder Warnungen zu besonders deformationsanfälligen Stellen am Gitter.
Den hohen Dokumentationspflichten seines Kundenkreises kann das Unternehmen jederzeit nachkommen. Im ERP-System sind alle Bearbeitungsschritte mit entsprechenden Normen und kundenindividuellen Vorgaben hinterlegt – ebenso wie Artikelinformationen, Auslieferhinweise, Prüfungen oder Verpackungsvorgaben. In den Info-Centern des Programms werden diese Informationen per Knopfdruck zusammengeführt und können auf diese Weise dem Kunden jederzeit belegbar zur Verfügung gestellt werden.
Auch Auditoren schätzen die vernetzte und transparente Hinterlegung von Information, die das Programm bietet. Denn für ein effizientes Qualitätsmanagement sind Prozesssicherheit und Nachvollziehbarkeit eines Systems entscheidend; diese zeigt sich an der konsequenten Verknüpfung und automatisierten Weitergabe von Informationen von der Norm über die Oberfläche bis zum Artikel. So sieht die Unternehmensleitung der Auditvorbereitung und -durchführung für die in diesem Jahr noch anstehende Zertifizierung auf ISO 9001:2015 und ISO/TS 16949 entspannt entgegen: „Mit dem neuen System können wir unsere Prozesse klar nachweisen. Alle Informationen sind rückverfolgbar hinterlegt und können so zusammengeführt werden, wie Auditoren sie benötigen.“
Heid Metallveredelung
Als mittelständisches Unternehmen bedient Heid Metallveredelung GmbH & Co. KG über die Grenzen von Deutschland hinaus auch Kunden aus dem europäischen Ausland in den Bereichen Trommel- und Bandgalvanik. Als Fachbetrieb der deutschen Galvanotechnik ist das Unternehmen nach DIN EN ISO 9001:2008 zertifiziert. Mit einem Team aus Facharbeitern, Technikern und Meistern gelingt es, den hohen Ansprüchen der Kunden gerecht zu werden und termintreu zu liefern.
Erschienen in Galvanotechnik 08/2016