Professionelles Datenmanagement spart Zeit, Geld und Nerven

Gut gepflegte und strukturierte Daten verbessern die Qualität von Unternehmensprozessen und bieten eine gute Grundlage, um steuernd einzugreifen. Wir sprachen mit Susanne Price, die seit 20 Jahren Unternehmen der Oberflächentechnik zum Thema Datenmanagement berät.
Interview mit Susanne Price, Softec AG, erschienen in mo Magazin für Oberflächentechnik 6/2012

mo: Welchen Stellenwert hat die Prozessverwaltung und Datenerfassung mit ERP-Systemen in der Oberflächentechnik?

Price: Das ist sehr unterschiedlich. Neben Unternehmen, die ihre Daten bewusst als hohes Gut behandeln, gibt es Unternehmen, die noch mit Word und Excel arbeiten. Insgesamt hängt das Bewusstsein für die strategische Bedeutung von ERP-Systemen stark von der Einstellung der Unternehmensleitung ab.

mo: Welchen Trend sehen Sie für die Zukunft?

Price: Wir sind seit fast 25 Jahren am Markt und  auf  die  Oberflächentechnik  spezialisiert. Wir erleben, dass das Bewusstsein für den Wert  einheitlich  erfasster  und  strukturierter Daten kontinuierlich zunimmt. Insbesondere Mitarbeiter, die in verantwortliche Positionen von außerhalb der Branche einsteigen, legen häufig großen Wert auf gutes Datenmanagement und wollen über die Daten Rückschlüsse auf ihre Prozesse ziehen.

mo: Was können ERP-Systeme leisten?

Price: Für Oberflächenveredler, das merken wir in den letzten Jahren stark, wird es immer wichtiger, Prozesse so effizient wie möglich zu gestalten, da sorgfältiger kalkuliert werden muss. ERP-Systeme mit einheitlichem Datenmanagement  und  Business  Intelligence helfen Prozesse sauber aufzustellen und Daten so zu visualisieren, dass Zusammenhänge und Unwirtschaftlichkeiten offensichtlich werden, die sonst unentdeckt geblieben wären.

mo:  Welche  Möglichkeiten  bietet  eine  moderne Betriebsdatenerfassung (BDE)?

Price: Bei der Betriebsdatenerfassung werden fertigungsbegleitend einzelne Arbeitsschritte gemeldet. So kann man vom Büro aus feststellen, an welcher Station sich das Teil befindet. Erforderliche QS-Maßnahmen kann der Mitarbeiter direkt abarbeiten und die Prüfergebnisse werden beim Auftrag im System abgelegt. Vor allem aber meldet die BDE Abweichungen.  Wenn  zum  Beispiel mehr Warenträger als geplant durch die Anlage laufen, wird der Betriebsleiter informiert und kann frühzeitig reagieren, zum Beispiel falls eine Nachkalkulation notwendig wird.

mo: Welche weiteren Möglichkeiten gibt es, Arbeitszeit einzusparen?

Price: Zum Beispiel bietet EDI (Elektronic Data Interchange) die Möglichkeit, für größere Auftraggeber eines Unternehmens die Aufträge schon direkt in das ERP-System einzustellen, wodurch eine Eingabe im Lohnbetrieb überflüssig wird. Interessant ist auch eine Lösung per Barcode, den man im Wareneingang scannt und aus dem der vollständige Auftrag  generiert  wird.  Wir  haben  einen Kunden, der dadurch laut eigener Aussage 40 Prozent Zeit beim Wareneingang spart.

mo: Wie bewerten Sie integrierte ERP-Systeme gegenüber Einzellösungen?

Price: Je mehr Einzelprogrammlösungen vorhanden sind, desto häufiger müssen Daten in unterschiedliche Masken eingegeben und aktualisiert werden. Dabei besteht die Gefahr, dass Datensätze auseinanderlaufen. Ich bin der Meinung, ein  integriertes  ERP-System sollte alle Kernprozesse eines Unternehmens erfassen und übersichtlich abbilden können.

mo: Was empfehlen Sie einem Unternehmen, das über ein neues ERP-System nachdenkt?

Price: Die Entscheidung für ein ERP-System bedeutet eine langfristige Bindung. Wir betreuen manche Kunden seit 25 Jahren. Wichtig ist, dass die Prozesse der Kunden gut verstanden werden und das System ausbaufähig ist. Denn eine ERP-Software bildet das Herzstück der Organisation eines Unternehmens und sollte mit einem Unternehmen wachsen können.

Wir haben Kunden, die mit der Grundversion angefangen haben und zwei Jahre später mit doppelt so vielen Mitarbeitern sämtliche Optionen von EDI bis Betriebsdatenrückmeldung nutzen. Prinzipiell gilt: Der Mensch ist eine wichtige Fehlerquelle im Datenmanagement. Wenn es gelingt, den Anteil automatischer Datenerfassung zu erhöhen, dann verbessert sich unweigerlich der Standardisierungsgrad und damit die Qualität der Daten.